Montag, 7. November 2011

Alte Leiden statt frischem Wind?

Nach dem Rücktritt von Heiner Brand, steht der deutsche Handball vor dem Umbruch. Doch es bleibt nicht viel Zeit, bereits im Januar muss sich das Team von „Neu-Nationaltrainer“ Martin Heuberger beweisen.

Wenn am 29. Januar die Handball-Europameisterschaft in Serbien endet, hat für viele das Jahr 2012 gerade erst begonnen. Doch beim DHB könnte an diesem Tag schon ein Strich unter das Spieljahr gezogen werden. Schließlich gilt es bei der Europameisterschaft eines, von zwei verbliebenen Tickets für die olympischen Qualifikationsturniere zu erringen. Dies würde glücken, wenn sich lediglich eine, noch nicht qualifizierte, Mannschaft vor der Deutschen platziert. Eine anspruchsvolle Aufgabe, da sich neben der deutschen Mannschaft noch acht weitere Mannschaften qualifizieren können, darunter Serbien, Russland, Norwegen und Polen. Sollten sich zwei Nationen vor Deutschland platzieren, wäre ein Qualifikation für die olympischen Spiele nicht mehr möglich. Ein Desaster für den deutschen Handball und die Handball-Bundesliga.

Diese Ausgangssituation ist mit Sicherheit nicht optimal für einen Neuaufbau. Dennoch ist genau dies Martin Heubergers Aufgabe. Dem ehemaligen Junioren-Nationaltrainer traut man zu, den erfolgreichen deutschen Nachwuchs in die Nationalmannschaft einzugliedern und an alte Erfolge anzuknüpfen. Ohne Frage muss er sich bei dieser Aufgabe stets am erfolgreichen Vorgänger Heiner Brand messen lassen, auch wenn er als Co-Trainer Anteile am Erfolg hatte. Sollte der kurzfristige Erfolg ausbleiben, wird eine Diskussion um seine Person schnell aufkeimen.

Einen ersten Fingerzeig auf dem Weg zur Europameisterschaft sollte der Supercup geben. Gegen hochkarätige Gegner (Schweden, Spanien, Dänemark) stand Heubergers Team erstmals im Blickpunkt der Öffentlichkeit . Doch der frische Wind auf den viele Fans gehofft hatten blieb, ebenso wie Erfolgserlebnisse, weitgehend aus. Lediglich in der Verteidigung wusste Deutschland mit einer „5:1 – Deckung“ kurzfristig zu überraschen. Das Sorgenkind bleibt jedoch der Angriff. Schon bei der vergangenen Europa- und Weltmeisterschaft versagte Deutschlands Offensivspiel. Dieser Trend setzte sich beim Supercup gnadenlos fort, denn in den entscheidenden Spielphase zeichneten sich die Offensivspieler vor allem durch mangelnde Kreativität und Sicherheit aus. Die drei Niederlagen waren somit nur folgerichtig und schmerzen zu diesem Zeitpunkt besonders, da weitere Testspiele Mangelware sind und das deutsche Team nach Erfolgserlebnissen lechzt.

Ob Heuberger das deutsche Team rechtzeitig zur Europameisterschaft zurück in die Erfolgsspur führen kann, darf man durchaus hinterfragen. Zwar fehlt es dem deutschen Team nicht an Talent, dafür aber an einem zuverlässigen Spielmacher, der dem deutschen Spiel auch in kritischen Phasen Struktur gibt. Ob sich ein solcher noch bis Anfang Januar hervortut, scheint eher unwahrscheinlich. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Offensivabteilung noch rechtzeitig zusammenfindet und stabilisiert. Ansonsten steuert die Handballnationalmannschaft einem „kurzen“ Jahr entgegen.

von Mattias Jahn

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