Brettharte Checks, knirschende Kufen und fliegende Fäuste - Die NHL geht in die heiße Phase. Seit Mittwochnacht laufen die Playoffs in der besten Eishockeyliga der Welt. Mit dabei der Vorjahreschampion und vier deutsche Kufencracks. Zweite Luft bringt die wichtigsten Informationen zum Playoffstart auf den Pu(n)ck(t).

Seit Samstagabend hat das große Zittern ein Ende. Am letzten Spieltag der regulären Saison klärten sich auch die verbliebenen Fragen im Kampf um die Playoffplätze. Jeweils acht Teams aus der Eastern und der Western-Conference qualifizierten sich für die anstehenden Playoffs und treten nun im „Best-of-Seven“- Modus gegeneinander an. Zunächst werden die jeweiligen Conference-Sieger in drei Runden ausgespielt (Viertelfinale, Halbfinale, Finale). Die Sieger treffen dann in den „Stanley-Cup-Finals“ aufeinander und spielen den NHL-Champion aus. Dieser wird mit dem „Stanley Cup“ ausgezeichnet, der nach dem Stifter Frederik Arthur Stanley benannt ist. Besonders auffällig ist der riesige Sockel des Pokals, auf dem alle Sieger und Spieler verzeichnet werden. Die meisten Einträge auf dem Pokal gehören den Montreal Canadiens mit 23 Titeln. Letztmals erfolgreich waren die Canadiens 1993. Seitdem warten die Fans sehnsüchtig auf den Titel. Deutlich länger mussten die Anhänger der Boston Bruins warten. Nach 39 Jahren gelang den Bruins in der letzten Saison endlich der erneute Titelgewinn. Im Finale siegte das Team, um den deutschen Nationalspieler Dennis Seidenberg, mit 4:3 gegen die Vancouver Canucks.
Die Geschlagenen "Nucks" gehen in dieser Saison als Favorit in die Playoffs. Nach der bitteren Finalpleite vor heimischer Kulisse legten sie eine beeindruckende Saison hin. Nur 22 Niederlagen (ohne Overtime) musste das Team in 82 Spielen hinnehmen. Angeführt vom überragenden Henrik Sedin (67 Assists) und einer starken Verteidigung, sicherten sich die Kanadier den ersten Platz in der Western-Conference. Im starken Westen hinterließen auch die Nashville Predators und die heimstarken St. Louis Blues einen guten Eindruck.
Sehr gut unterwegs waren auch die New York Rangers. Die "Blueshirts" gehen dank ihrer starken Sturmreihe, um Marian Gaborik und Brad Richards, als bestes Team aus dem Osten in die Playoffs. Auch das Defensivduo McDonagh, Girardi schürt Hoffnungen auf den ersten Meistertitel seit 1994. Die Konkurrenz im Osten ist jedoch sehr groß. Der amtierende Meister aus Boston, die New Jersey Devils, die Philadelphia Flyers und die Pittsburgh Penguins mit Topscorer Evgeni Malkin beeindruckten in der regulären Saison. Wie stark die Eastern-Conference besetzt ist, zeigt auch das vorzeitige Aus der Tampa Bay Lightning. Obwohl Rekordtorjägers Steven Stamkos (60 Tore) fast pausenlos netzte, verpassten die Bolts die Playoffs. Für die größte Überraschung sorgten hingegen die Florida Panthers mit ihrem ersten Playoffeinzug seit 2000.
Das Team des deutschen Sturm-Duos Marcel Goc und Marco Sturm profitiert vom Divisionstitel und ist derzeit an Position 3 gesetzt. Dem Erfolg zuträglich waren auch die starken Leistungen von Marcel Goc. 27 Scorerpunkte heimste der gebürtige Calwer ein, während Marco Sturm geplagt von vielen Verletzungen nie in Form kam. Neben Sturm und Goc treten noch zwei weitere deutsche Spieler in den Playoffs an. Die größten Hoffnungen auf den Titel darf sich Dennis Seidenberg machen. Mit seinen Boston Bruins gehört der „Stanley Cup“- Sieger erneut zum Favoritenkreis. Ob Goalie Thomas Greiss eine Chance auf den Titel hat, scheint fraglich. Seine San Jose Sharks zählen derzeit nicht zu den Titelkandidaten. Dem Füssener wird es egal sein, schließlich führt die Statistik bis dato erst einen Playoffeinsatz. Dem will der Keeper den ein oder anderen folgen lassen. Das nicht mehr deutsche Spieler in den Playoffs mitmischen dürfen, lag am frühzeitigen Ausscheiden der Buffalo Sabres. Als neuntbestes Team des Ostens scheiterten Hecht, Ehrhoff und Sulzer nur denkbar knapp.
Hier alle Playoff-Viertelfinals im Überblick:
Western Conference
#8 Los Angeles Kings - #1 Vancouver Canucks
Die „Nucks“ wollen den ersten Titel der Vereinsgeschichte. Das Team ist sehr ausgeglichen und offensivstark. Die Kings um Goalie Jonathan Quick sind vor allem defensivstark.
#7 San Jose Sharks - #2 St. Louis Blues
Zwei absolut ausgeglichene Teams. Doch die Blues haben die besseren Einzelspieler und ein herausragendes Goalie-Duo. San Jose kann nur auf Joe Thornton hoffen.
#6 Chicago Blackhawks - #3 Phoenix Coyotes
Die Coyotes spielen konstant auf hohem Level und sind klar favorisiert. Die Blackshawks sind in der Offensive Titelkandidat, in der Verteidigung allerdings erschreckend schwach.
#5 Detroit Red Wings - #4 Nashville Predators
In der regulären Saison konnte Nashville Detroit gleich viermal schlagen. Viel spricht für die Predators, doch die playofferfahrenen Red Wings darf man nicht unterschätzen.
Eastern Conference
#8 Ottawa Senators - #1 New York Rangers
Während die Rangers auf allen Positionen stark besetzt sind, fehlt Ottawa die starke Defensive. Alles spricht für einen schnellen K.O. der Senators.
#7 Washington Capitals - #2 Boston Bruins
Boston spielt defensiv grundsolide und ist offensiv sehr talentiert. Unberechenbarer sind hingegen die Caps, weil Owetschkin eine durchwachsene Saison spielt. Aber sein Titel „Alexander the Great“ kommt nicht von ungefähr.
#6 New Jersey Devils - #3 Florida Panthers
Die Panthers profitieren vom Divisionstitel und haben Heimrecht. Die Paws müssen dennoch auf die Schwäche des Gegners hoffen. Sind die Devils rechtzeitig in Form, wird es sehr schwer.
#5 Philadelphia Flyers - #4 Pittsburgh Penguins
Die besten Offensivreihen der Liga, zwei ewige Konkurrenten, dazu das große Duell Crosby gegen Jagr. Ein Eishockeyfest mit ungewissem Ausgang, aber garantiertem Spektakel.
von Mattias Jahn
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TV Tipp: Die NHL – Playoffs sind live bei ESPN America zu sehen.
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