Montag, 16. Januar 2012

Favoriten unter sich?

Seit vergangener Nacht läuft in Melbourne das erste Grand-Slam-Tunier des Jahres. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass bei den Australien Open gerne mal ein Außenseiter für Furore sorgt. Trotzdem rechnet die Tenniswelt wieder mit altbekannten Gesichtern. Zweite Luft wirft einen Blick auf Favoriten und Geheimtipps.

Die „Big-Four“

Novak Djokovic (ATP: 1)

Der Serbe hat im vergangenen Jahr die Konkurrenz dominiert und geht als Titelverteidiger in Melbourne an den Start. Anders als die anderen Topspieler hat er auf ein Vorbereitungsturnier im neuen Jahr verzichtet. Ende Dezember gewann er ein Einladungsturnier in Abu Dhabi und besiegte im Halbfinale Roger Federer in beeindruckender Manier (6:2, 6:1). Gerade weil „Nole“ seinem Körper in letzter Zeit ein wenig Ruhe gegönnt hat, dürfte er wieder topfit in dieses Turnier gehen. In dieser Verfassung wird es ganz schwierig werden ihn zu schlagen.

Rafael Nadal (ATP: 2)

Der Australian Open-Sieger von 2009 schied in den letzten beiden Jahren jeweils im Viertelfinale aus. Enttäuschend für die ehemalige Nummer eins der Welt, der in letzter Zeit immer wieder vom Verletzungspech eingeholt wurde. Ist sein Körper topfit, ist er auch auf Hartcourt nahezu unschlagbar. Der Mallorquiner bestritt Anfang des Jahres das ATP-Turnier in Katar und scheiterte im Halbfinale am Franzosen Gael Monfils (3:6, 4:6). In Australien hat Nadal die zweite Runde bereits erreicht. In der Nacht gewann er gegen den Amerikaner Alex Kuznetsov souverän mit 6:4, 6:1 und 6:1. Gegner in Runde zwei: Tommy Haas. Auch wenn Nadal in diesem Jahr noch keinen Sieg gegen einen absoluten Topspieler verbuchen kann, wird bei einem Grand-Slam-Turnier selbstverständlich wieder mit „Rafa“ zu rechnen sein!

Roger Federer (ATP:3)

„König Roger“ ist immer noch unumstrittenes Aushängeschild dieser Sportart. In der jüngeren Vergangenheit musste sich der 30-jährige Schweizer jedoch immer öfter den Jüngeren geschlagen geben. Im Vorjahr scheiterte er im Halbfinale ziemlich glatt an Novak Djokovic und auch Anfang Januar in Katar, war im Halbfinale Schluss. Endstation dort: Jo-Wilfried Tsonga. Auch Federer hat vergangene Nacht in Melbourne bereits gespielt. Beim 7:5, 6:2 und 6:2 wurde er gegen den Russen Kudryavtsev vor keine größeren Probleme gestellt. „FedEx“ hat zwar schon 16 Grand- Slam-Turniere gewonnen, doch wer ihn kennt, weiß, dass er auf jeden weiteren Titel brennt.

Andy Murray (ATP:4)

Der Schotte hat in diesem Jahr bereits für einen Paukenschlag gesorgt. Anfang des Jahres gab er bekannt, dass er in Zukunft mit der ehemaligen Nummer eins der Welt und achtmaligen Grand-Slam-Sieger Ivan Lendl zusammenarbeiten wird. Murray stand im Vorjahr im Finale von Melbourne, musste sich aber dem Serben Novak Djokovic glatt in drei Sätzen geschlagen geben. Auch seine beiden anderen Grand-Slam-Finals gingen deutlich in drei Sätzen verloren. Der Schotte möchte endlich seinen ersten Triumph und ist gewillt gleich Anfang des Jahres auch ein sportliches Ausrufezeichen zu setzen. Beim Vorbereitungsturnier in Brisbane, konnte ihn auf dem Weg zum Titel, keiner stoppen. Murray ist bereit, Achtung!

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Die Kronprinzen

Jo-Wilfried Tsonga (ATP: 6)

Im Jahr 2008 sorgte „Ali“ bei den Australian Open für eine Sensation. Als ungesetzter Spieler dringt er bis ins Finale vor und besiegte auf dem Weg dorthin unter anderem Andy Murray und Rafael Nadal. Im Endspiel war Novak Djokovic dann eine Nummer zu groß. Seitdem hat sich der kräftige Franzose fest in den Top Ten der Weltrangliste etabliert und sorgte auch in diesem Jahr bereits für einen Überraschung. In Katar besiegte er im Halbfinale Roger Federer und gewann schließlich sogar das Turnier. Tsonga ist in Topform und gerade auf Hartcourt ist mit ihm in diesem Jahr zu rechnen.

Gael Monfils (ATP:15)

Der 25-jährige Franzose ist mit Sicherheit einer der spektakulärsten Spieler auf der Tour. Ein absoluter Showman und Publikumsliebling, bei dem die großen Erfolge aber bislang ausblieben. Lediglich einige Siege bei kleineren ATP-Turnieren stehen zu Buche und auch bei den Australian Open war spätestens im Achtelfinale Schluss. Viel zu wenig für sein Talent! Der Start ins neue Jahr war jedoch vielversprechend. Monfils spielte ein überzeugendes Turnier in Katar und besiegte auf dem Weg ins Finale Rafael Nadal klar in zwei Sätzen. Nur sein Kumpel Tsonga war in diesen Tagen stärker. Dennoch scheint nun endlich die Zeit von Monfils gekommen zu sein. Wenn er ein wenig Show weglässt und dadurch seinen Körper schont, kann er im Kampf um die Krone vielleicht ein Wörtchen mitreden.

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Der Lokalmatador

Bernhard Tomic (ATP: 38)

Seit Jahren gilt er als hoffnungsvollstes Talent im australischen Tennissport und künftiger Nachfolger von Nationalheld Lleyton Hewitt. Im letzten Jahr sorgte er in Wimbledon für eine Überraschung, als er bis ins Viertelfinale vorstieß und erst am späteren Champion, Novak Djokovic, scheiterte. Seit vergangener Nacht wissen wir, dass auch das neue Jahr ein „Tomic-Jahr“ werden könnte. In der ersten Runde besiegte er vor einem euphorisierten Publikum den an 25 gesetzten und einstigen Halbfinalisten Fernando Verdasco, in fünf Sätzen. Dabei hatte er schon aussichtslos mit 0:2 in den Sätzen zurückgelegen. Motiviert durch diese Meisterleistung und seine zahlreichen Fans, wird er trotz seiner erst 21 Jahren, mit breiter Brust in die zweite Runde gehen. Unter diesen Voraussetzungen ist Tomic ein echter Geheimtipp!

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Der Rückkehrer

Juan Martin Del Potro (ATP: 11)

2009 gewann der Argentinier das Finale der US Open gegen Roger Federer und sorgte, vor allem durch seine kraftvolle Spielweise von der Grundlinie, für Staunen im gesamten Tenniszirkus. Danach folgte eine langwierige Handgelenksverletzung, die in den Jahren 2010 und 2011 nur drei Grand- Slam-Starts zuließ. Del Potro fiel in der Weltrangliste von Position vier zeitweise auf Rang 485 zurück. Im letzten Jahr arbeitete er sich langsam wieder an die Weltspitze heran und geht nun als Nummer elf ins Turnier von Melbourne. In der ersten Runde hatte er nur im ersten Satz Probleme, aber gewann dann schließlich doch souverän in vier Sätzen gegen den Franzosen Adrian Mannarino. Del Potro ist zurück und es wäre leichtsinnig ihn nicht mit auf der Rechnung für den Titel zu haben!

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Zweite Luft-Geheimtipps

Milos Raonic (ATP: 25)

Sein Stern ging letztes Jahr an selber Stelle auf. In Down Under zog er als Qualifikant ins Achtelfinale ein und schlug die gesetzten Spieler Llodra und Youzhny. Erst der spätere Halbfinalist David Ferrer sollte ihm seine Grenzen aufzeigen. Seitdem hat sich der Kanadier rasch unter die Top 30 gespielt und geht dieses Jahr, an Nummer 23 gesetzt, ins Turnier. Erstrundengegner Filippo Volandri ist zwar kein Selbstläufer, aber durchaus machbar. Schaut man weiter voraus, dann könnten in der dritten Runde Andy Roddick oder Lokalmatador Lleyton Hewitt warten. Aber seit dem letzten Jahr ist ja bekannt, dass sich Raonic von großen Namen nicht nervös machen lässt.

Kei Nishikori (ATP: 26)

Der 22-jährige Japaner ist seit einigen Jahren konstant auf dem Vormarsch. 2008 gewann er das ATP-Turnier in Delray Beach und sorgte fortan, vor allem auf Hartcourt, für Aufsehen. Im letzten Jahr erreichte er die Finals in Houston und Basel, wobei er sich in letzterem nur Lokalmatador Roger Federer geschlagen geben musste. Im Januar erreichte er beim Vorbereitungsturnier in Brisbane das Achtelfinale. Würde ihm Ähnliches nun bei den Australian Open gelingen, wäre das schon eine echte Überraschung. Aber zuzutrauen ist es ihm allemal.

von Jonas Docter

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