Der Super Bowl-Sunday ist ein besonderer Tag im amerikanischen Sportkalender. Während im Basketball oder im Baseball die Finals in mehreren Spielen ausgetragen werden, gibt es in der NFL nur ein Spiel, welches über Sieg oder Niederlage entscheidet. Zweite Luft stellt euch einen der Protagonisten im diesjährigen Super Bowl einmal genauer vor.
1,93 m groß, 102 kg schwer, ein adrettes Äußeres, Werbeikone, liiert mit dem brasilianischen Topmodel Gisele Bündchen. Tom Brady ist das Zugpferd der NFL. Er verkörpert den Idealtypus des amerikanischen Quarterbacks. Er ist ein Antreiber, ein Kämpfer, der niemals aufgibt und sein Team aus ausweglosen Situationen befreit. Sein Weg ist gepflastert mit großen Erfolgen. Dreimal gewann er den Super Bowl, zweimal wurde er zum MVP gewählt und ebenso oft zum besten Spieler des Super Bowls. Seine Statistiken sind beeindruckend. In nahezu jeder Kategorie findet er sich im Kreis jener wieder, die ihre Namen in den Geschichtsbüchern der NFL verewigt haben. Und genau dort gehört der gebürtige Kalifornier auch hin. Er ist einer der besten Quarterbacks aller Zeiten, vielleicht sogar der Beste.
Doch sein Weg war keinesfalls vorgezeichnet oder einfach. Während viele Talente schon zu Highschool-Zeiten absoulte Stars sind, war Bradys Name lange Zeit nur Experten bekannt. Er bekam die Möglichkeit an der University of Michigan zu spielen, einem durchaus renommierten Team im College Football. Doch Brady war nur einer von vielen Spielern auf seiner Position. Vor ihm standen erfahrene Athleten, denen der schmächtige Junge aus San Mateo durchweg unterlegen war. In seinem letzten Jahr am College verpflichtete sein Team Drew Henson. Ein bestechend gut ausgebildeter Athlet, der den Job als Starting-Quarterback einnehmen sollte. Doch Brady nahm den Konkurrenzkampf auf und stellte seinen Coach vor die Wahl. Dieser entschied sich beide Spieler im Wechsel starten zu lassen, um auszuloten welcher der Bessere sei. Lange hielt sich dieser Vergleich die Waage, doch Bradys Chance kam. Als sein Team aussichtslos zurücklag und Henson schwach spielte, nahm Brady das Heft in die Hand und führte sein Team zum Sieg. Sein Coach beförderte ihn zum Starter und setzte das Supertalent Henson auf die Bank. Brady spielte ein gute Saison und führte sein Team zum Sieg im Orange Bowl. Eine nahezu hollywoodreife Geschichte: Der unterschätze Quarterback setzt sich gegen den Superathleten durch und bricht in der NFL aller Rekorde. Doch es kam anders. Nach seiner starken Saison am College meldete sich Brady für den NFL Draft. Doch die NFL-Teams hatten kein sonderliches Interesse an ihm. Das Urteil der Scouts war vernichtend – zu langsam, nicht athletisch, keine herausragenden Qualitäten als Quarterback. Niemand interessierte sich für Brady und so vergingen fünf Runden im Draft 2000, ehe Tom Brady an 199. Stelle von den New England Patriots gewählt wurde. Ein schrecklicher Abend für Brady, dem das Misstrauen und die Kritik an seinem Spiel schwer zusetzte. Doch die Verbitterung motivierte ihn und er stellte sich der Herausforderung bei den New England Patriots.
Wieder war Brady einer unter Vielen, verkannt und chancenlos. Doch sein Wille war ungebrochen. Als vierter Mann im Team ergaben sich jedoch wenig Möglichkeiten seine Klasse zu beweisen. Lange musste er auf eine Moment im Rampenlicht warten, denn die Patriots hatten mit Drew Bledsoe einen renommierten Spielmacher verpflichtet. Brady gab nicht auf, verbesserte sein Spiel und wartete auf seine Chance. Nach über einem Jahr des Wartens ergab sich eine Möglichkeit. Bledsoe verletzte sich und Brady rutschte ins Team. Er überzeugte umgehend, spielte überlegen und war nicht zu stoppen. Sein Coach schenkte ihm das Vertrauen und Brady durfte weiterhin starten. In der gesamten Saison verließ er den Platz nur einmal als Verlierer und führte sein Team ins Finale, den Super Bowl XXXVI. Gegen die favorisierten St. Louis Rams gerieten die Patriots in Rückstand, doch Brady gab nicht auf. Er führte sein Team zurück ins Spiel und kam 1:30 Minuten vor Spielende wieder in Ballbesitz. Aus der Tiefe der eigenen Hälfte dirigierte Brady sein Team zielstrebig nach vorne. Unbändig brachte er sein Team in Field Goal Reichweite. Kicker Adam Vinitieri verwandelte und die Patriots feierten ihren ersten Super Bowl-Titel. Brady wurde zum besten Spieler gewählt und die Legende vom Comeback-Kid nahm ihren Lauf.
Nach nur zwei Jahren in der NFL hatte sich Brady den größten Traum erfüllt. Doch er war noch lange nicht satt. Er wollte es allen Kritikern beweisen. 2003 und 2004 führte er sein Team erneut in den Super Bowl und siegte. 2008 stand er letztemals im Finale, doch dieses Mal verlor er. Gegen die New York Giants, den absoluten Außenseiter, war Brady unterlegen. Erstmals konnte er seine Mannschaft nicht zurück führen, sportlich die größte Niederlage in Bradys Karriere. Ein schmerzvolle Erfahrung für ihn. Und er wäre nicht Tom Brady, wenn er den Schmerz der Niederlage bicht schnell überwunden hätte. Doch es sind eben jene Rückschläge, die Brady bis heute den nötigen Antrieb verleihen und ihm zu seiner größte Qualität verholfen haben, dem unbändigen Willen der Beste zu sein oder um es mit den Worten von Tom Brady zu sagen:
„Its not really a chip on my shoulder. It's just that feeling that maybe nobody wants you. When i watch myself playing sometimes, i still don't think i'm very good. [..] That's what gets me up and motivates me! I always wanna feel like: I'm the best quarterback for this team. I want to earn it, every single day.“
von Mattias Jahn
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Filmtipp: The Brady 6 (ESPN Dokumentation - Year of the Quarterback)
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