Wer hätte das gedacht? Chelsea setzt
sich im Champions League-Halbfinale gegen den großen Titelfavoriten
Barcelona durch. Ein Wunschergebnis? Sicherlich, schließlich ist die
Dominanz der Blaugrana nahezu unerträglich. Seit Jahren ist die
katalanische Kombinationsmaschinerie kaum zu stoppen und verbreitet
Angst und Schrecken. Häufig heißt es deshalb vor der Auslosung -
„Bloß nicht Barca“. Doch „Wunder gibt es immer wieder“ und
umso schöner ist es, dass die Übermacht nun endlich einmal gestoppt
wurde. Der Titelverteidiger muss das Finale vom heimischen Sofa
verfolgen. Die Mär von den Unbesiegbaren ist nun hinfällig und die
unendliche Lobhudelei muss vorerst eingestellt werden. Chelsea steht
im Finale und hat es aufgrund der leidvollen Champions
League-Erfahrungen auch irgendwie verdient. Auch in München und
Madrid darf man frohlocken, wartet doch der vermeintlich leichtere
Gegner im Finale.
Doch trotz aller Freude über die
Niederlage bleibt ein fader Beigeschmack. Auch wenn die Neutralität
im Fußball häufig ihre Grenzen findet, fällt es als Fußballästhet
schwer den Sieg der Blues richtig zu genießen. Grub sich die
Mannschaft von Roberto die Matteo doch über 180 Minuten
hauptsächlich am eigenen Strafraum ein. Bei Ballgewinn wurde die
Kugel zumeist weit aus der eigenen Hälfte gedroschen und wenn
möglich wurde zerstört statt gespielt. Eine Taktik die auch schon
Inter Mailand 2010 wählte und Barca damit ebenfalls unerwartet aus
dem Wettbewerb beförderte. Chelsea Adaption gelang, weil man den
zerstörerischen Ansatz auf die Spitze trieb. Die Offensivbemühungen
der Londoner lassen sich wohl wie folgt zusammenfassen: 3 Konter = 3
Tore. Enorm effektiv aber auch ebenso unattraktiv.
Natürlich fällt es schwer Chelsea zu
kritisieren. Von der offensichtlich unterlegenen Mannschaft zu
verlangen das Spiel mitzugestalten, erscheint nicht nur hirnrissig,
sondern hätte Barca wohl auch in die Karten gespielt. Chelsea
wählte den gangbarsten Weg und bestritt ihn erfolgreich. Da im
Fußball am Ende nur das nackte Ergebnis zählt, stehen die Londoner
verdient im Finale und vielleicht muss man sogar den Hut ziehen vor
diesem Defensivbollwerk.
Allerdings bleibt trotz der erneuten
Niederlage der Blaugrana ein Wunsch unerfüllt. Vergeblich sucht man
die Mannschaft, deren spielerisches Vermögen die Übermannschaft aus
Barcelona vor Probleme stellt und ihnen die Grenzen aufzeigt. Ein
Team, welches nicht nur gut verteidigt und gewinnt, sondern am Ende
auch den besseren Fußball gespielt hat. Für dieses Jahr muss die
Suche eingestellt werden und es bleibt zu hoffen, dass sich im
nächsten Jahr ein würdiger Nachfolger findet.
von Mattias Jahn
von Mattias Jahn
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