Mittwoch, 7. Dezember 2011

Neue Helden braucht der Hang

Skicross befindet sich auf der Überholspur und lässt die klassischen Alpin-Disziplinen alt aussehen. Die Zuschauer sind begeistert. Hohe Sprünge, spektakuläre Kollisionen und jede Menge Speed. Das ist Wintersport in seiner modernsten Form.

Der Modus ist simpel. Vier Fahrer gehen gleichzeitig auf einen maximal 1200 Meter langen Kurs. Zahlreiche Sprünge („jumps“), Kurven („banks“), langezogene Wellen („roller“) und unmittelbar nacheinander folgende Steilkurven („cork-screws“) stellen sich ihnen in den Weg. Gefahren wird im K.o.-System. Die beiden schnellsten kommen in die nächste Runde („heat“). Erlaubt ist nahezu alles, bis auf das Festhalten des Konkurrenten.

Bei den Olympischen Spielen in Vancouver, betrat man erstmals die große Bühne. Seitdem mischen die Skicrosser mit, im Konzert der großen Wintersportstars. Drei deutsche Weltcupsiege in der letzten Saison waren ein erstes Ausrufezeichen. Heidi Zacher (23) siegte in St. Johann in Tirol, Anna Wörner (22) gewann in Blue Mountain in Kanada und Daniel Bonhacker (21) konnte die Veranstaltung im französischen L’Alpe d’Huez für sich entscheiden. Außerdem gehört Simon Stickel (24), als sechster des Gesamtweltcups, zu den Schnellsten der Szene. Eine junge Generation repräsentiert eine junge, moderne Sportart.

Das bleibt auch den deutschen Medien nicht verborgen, die ihre Berichterstattung in den vergangenen Jahren kontinuierlich intensivierten. Im letzten Winter berichtete man sogar erstmals live von einem Weltcuprennen in Grasgehren. Der Kampf Fahrer gegen Fahrer ist es, was den Zuschauer fasziniert. Ein Duell, bei dem es um den direkten Positionskampf auf der Piste geht und nicht erst der Zeitenmonitor den Sieger kürt. Das ist der große Unterschied zu den traditionellen Alpin-Disziplinen und das ist auch der Faktor, der die Rennen spannender und nachvollziehbarer macht. Skicross ist ein ausgewogener Mix aus sportlicher Höchstleistung und Show-Event in einem.

Auch beim Deutschen Skiverband (DSV) hat man das Potential dieser Sportart erkannt und die Skicrosser in das Projekt „Neue Sportarten 2014“ aufgenommen. Das schwache Abschneiden in den Trendsportarten Freestyle, Snowboard und Skicross bei Olympia 2010, hatte den Verband zu Struktur-Reformen veranlasst. In Zukunft werden Lehrgänge und Unterkünfte während der Wettkämpfe bezahlt und den Fahrern so die Türen geöffnet, zur internationalen Weltspitze aufschließen zu können. Die Maßnahmen scheinen zu fruchten. In der vergangenen Saison belegte der deutsche Skicross-Nachwuchs bereits die ersten vier Plätze in der Juniorenrangliste. Das Ziel muss sein, sich gleich zu Beginn in der Sportart zu etablieren und nicht wichtige Entwicklungen zu verschlafen, wie es zum Beispiel im Alpin-Bereich jahrelang der Fall war.

Nächstes Jahr macht der Weltcupzirkus Station in Deutschland (25./ 26. Februar in Bischofswiesen/ Götschen). Dann können die deutschen Fahrer Zacher, Stickl und Co. beweisen, dass sie international zu den Besten gehören und die Sportart Skicross, dass sie das Zeug hat zu einer Sportart mit Kultfaktor.

von Jonas Docter



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen