Freitag, 2. Dezember 2011

Wer zuletzt tanzt

Heißes Saisonfinale in der brasilianischen "Campeonato Brasileiro Série A"

Der Beginn einer Saison bringt immer ein wenig Unordnung in der Tabelle mit sich. Erst im Laufe der Hinrunde kristallisiert sich heraus, welche Mannschaften um die Spitzenplätze spielen und wessen Fans sich schon mal den Baldrian kaltstellen sollten. In Europas Ligen verschärfen sich inzwischen die Konturen. Die heißesten Anwärter auf die Titel haben sich positioniert, die ersten Trainer sind entlassen und es hat bereits einige Überraschungen gegeben.

Auf dem südamerikanischen Kontinent sieht das momentan ganz anders aus. Die brasilianische Liga befindet sich im absoluten Endspurt. Der letzte Spieltag steht an und der Meister steht kurz vor seiner Krönung. An der Spitze der Tabelle hat sich eine extrem spannende Konstellation herausgebildet. Zwei Mannschaften haben die Chance auf den ersten Platz. Corinthians Paulista liegen mit zwei Punkten vor Vasco da Gama in Front. Die Corinthians haben, mit dem Heimspiel gegen Palmeiras (derzeit Rang 11), eine vermeintlich leichte Aufgabe als Vasco. Der Verfolger hat in Flamengo einen Gegener, der mit einem Sieg noch den Sprung auf Platz 3 schaffen könnte. Wir haben hier also ein Meisterschafts-Finale, dass Spannung und Dramatik pur verspricht!

Ein Blick nach Brasilien lohnt sich allerdings nicht nur am letzten Spieltag einer Saison. Die Liga des Rekordweltmeisters ist bekannt für aufreizenden Offensivfußball und emotionale Zuschauer. Vielleicht kann die Liga in der Breite nicht ganz an die Qualität von Europas Spitzenklassen heranreichen, attraktiv ist sie jedoch in jedem Fall. Etliche ehemalige Weltstars lassen in der Heimat ihre Karriere ausklingen. Rivaldo, Ronaldhino und Adriano sind einige namhafte Beispiele. Auch wenn diese Jungs schon etwas an Alter und Gewicht zugelegt haben, in der heimischen Liga bezaubern sie immer noch ihre Fans.

Neben den alternden Superstars ist die brasilianische Liga aber auch ein Sprungbrett für junge Talente. Das Land des fünfmaligen Weltmeisters dürstet ständig danach seinen Ruf als Fußballnation zu bestätigen und ernennt laufend junge Spieler zu legitimen Nachfolgern des großen Pelé. Das jüngste Exemplar eines Pelé-Surrogats findet sich in Neymar. Das Ausnahmetalent hat kürzlich seinen Vertrag bei Santos bis zur Weltmeisterschaft verlängert. Man könnte daran einen Trend sehen, dass junge (National-)Spieler nicht direkt den Weg nach Europa suchen, sondern zunächst in der eigenen Liga Erfahrungen sammeln. Dafür spricht, dass Nationaltrainer Mano Menezes in den letzten Freundschaftsspielen auch etliche junge Spieler aus der heimischen Liga getestet hat.

Der Mix aus alten Stars und jungen Talenten bietet die Grundlage für attraktiven Fußball. Die Liga kann davon nur profitieren und vielleicht, mit der Zeit, immer mehr zu Europa aufschließen. Ein Blick nach Brasilien lohnt sich also nicht nur zum Meisterschaftsfinale.

von Bernd Küchler

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