Dienstag, 24. Januar 2012

Déjá-Vu im Super Bowl?!

Zwei Wochen bis zum Super Bowl XLVI in Indianapolis. Das größte Einzelsportereignis der Welt wirft seine Schatten voraus. In den NFC- und AFC-Finals setzten sich die Teams mit den stärksten Quarterbacks durch. Die Finalpaarung lässt Dramatisches erhoffen und weckt Erinnerungen an den Super Bowl XLII in Glendale.

Am 5. Februar steigt das größte Sportereignis der Welt, der Super Bowl. Seit 1971 findet das Finale, zwischen dem Sieger der NFC und AFC, in jährlich wechselnden Austragungsorten statt. In diesem Jahr beheimatet Indianapolis die 46. Austragung des Mega-Events. Doch wie schon im vergangen Jahr, wird es auch in diesem Jahr kein Heimspiel geben. Denn das Team aus Indianapolis, die Colts, erlebten ein rabenschwarzes Jahr. Von einer Nackenverletzung beeinträchtigt, musste Quarterback Peyton Manning den Verzicht auf die reguläre Saison erklären. Den Ausfall des offensiven Schlüsselspielers konnten die Colts nicht kompensieren und blieben im Kampf um die Playoffplätze chancenlos. Trotz Verärgerung über die ungenutzte Gelegenheit, endet die Saison immerhin für Quarterback Peyton Manning versöhnlich. Schließlich findet der Super Bowl nicht gänzlich ohne Beteiligung der „Quarterback-Dynastie“ Manning statt. Denn in der Nacht zum Montag setzte sich Eli Manning, Quarterback der New York Giants und Peytons jüngerer Bruder, im NFC-Final durch und steht zum zweiten Mal in seiner Karriere im Super Bowl.

Die New York Giants siegten im NFC-Final gegen die San Fransicso 49ers. Das Duell der Überraschungsteams war dabei zunächst vom beständig schlechten Wetter geprägt. Vor allem das Passspiel litt merklich unter dem schweren Regenfall, der sich über dem Candlestick Park ergoss. Während Eli Manning sich im Laufe des Spiels mit den schlechten Bedingungen arrangieren konnte, lies sein Gegenüber, Alex Smith, jegliche Präzision vermissen, die ihn zuvor ausgezeichnet hatte. Dennoch blieben die 49ers im Spiel, weil ihre Defensive überragend agierte und Tight End Vernon Davis abermals eine phänomenale Vorstellung ablieferte. Die Giants wiederum beherrschten das Spiel, konnte sich jedoch nicht entscheidend absetzen, weil sie ihren Quarterback nicht ausreichend schützen konnten. Mit einem 17:17 ging das Spiel in die Overtime. Auch dort wollte sich zunächst kein Sieger herauskristallisieren. Immer wieder neutralisierten die Defensivreihen den Angriff. Letztendlich entschied ein fataler Fehler das Spiel. Kyle Williams, der Punt-Returner der 49ers, verlor den Ball tief in der eigenen Hälfte und brachte die Giants in exzellente Feldposition. Giants-Kicker Lawrence Tynes lies sich nicht zweimal bitten und versenkte das entscheidende Field Goal zum 20:17. Damit stehen die Giants zum fünften Mal im Super Bowl. Vor einem Monat hätte darauf wohl nur Wagemutige gewettet. Zu durchwachsen war der Saisonverlauf. Zudem mangelte es am Laufspiel und einer schlagkräftigen Defensive. Doch gerade die vermeintlichen Sorgenkinder überraschen in den Playoffs. Das Runningback-Duo Bradshaw/Jacobs liefert gute Werte und die Defensive überrollt derzeit jeden Gegner. Dies bekamen nicht nur die 49er zu spüren, sondern ebenso die Atlanta Falcons und der Titelfavorit Green Bay Packers. Im Super Bowl warten nun die New England Patriots auf Eli Manning und die Giants.

Die Patriots bezwangen im AFC-Finale die Baltimore Ravens. In einem spannenden Spiel ging das Team von Quarterback Tom Brady als glücklicher Sieger hervor. Über weite Strecken war Baltimore die dominierende Mannschaft. Immer wieder setzte die starke Defensive der Ravens New England unter Druck. Tom Brady zeigte sich davon beeindruckt und spielte weit unter seinen Möglichkeiten. Nicht ein erfolgreicher Pass in die Endzone gelang der „Touchdownmaschine“. Das New England nicht chancenlos unterging verdankten sie vor allem ihrem Laufspiel. Auf ungewohntem Wege fanden die Pats gleich zweimal den Weg in die Endzone. Verkehrte Welt, denn auf der andere Seite funktionierte das sonst mäßige Passspiel. Ravens-Quarterback Joe Flacco bewies ein gutes Händchen und passte gleich zweimal in die Endzone. Das gewohnt starke Laufspiel von Ray Rice vermisste man hingegen. Lediglich 67 Yards erzielte das Energiebündel und drang dabei nicht einmal in die Endzone vor. Das lag auch an der starken Defensive der Patriots. Im Regelfall nur für die zweite Geige vorgesehen, verdienten sich Vince Wilfork und Co. an diesem Abend den Dank von Coach Bill Belichick. Letztendlich entschied allerdings ein Raven das Spiel. Kicker Billy Cundiff hatte die Verlängerung auf dem Fuß, doch Sekunden vor Schluss versagten ihm aus 32 Yards die Nerven. Er verfehlte das Field Goal und lies seine Mannschaftskollegen niedergeschlagen zurück. Währenddessen feierten die Pats ihren siebten Einzug ins Saisonfinale. Für Tom Brady und Bill Belichick ist es bereits die fünfte Teilnahme am Super Bowl. Bisher konnten sie die Trophäe dreimal mit nach Hause nehmen, letztmals 2005. Bis 2008 konnte sie sich sogar rühmen im Super Bowl noch ungeschlagen zu sein. Doch als haushoher Favorit unterlagen die Patriots 2008 in Glendale.

Gegner damals wie heute, die New York Giants. Diese gingen 2008 als absoluter Außenseiter ins Duell mit den Patriots und wurden dieser Rolle über große Strecken absolut gerecht. Die Patriots führten und sahen wie der sichere Sieger aus. Doch kurz vor Spielschluss gelang Eli Manning das Unfassbare. An Dramatik kaum zu überbieten, entwand er sich der Umklammerung mehrere Verteidiger und passte den Ball über 40 Yards zum freistehenden Mitspieler. Nur um sich Sekunden später mit dem spielentscheidenden Touchdownpass unsterblich zu machen. Fassungslos mussten die Patriots mit ansehen wie ihre blütenreine Weste vom jungen Eli Manning beschmutzt wurde. Zuvor hatten Brady und Belichick den Super Bowl stets als Sieger verlassen. Doch in den letzten Sekunden musste sie sich dem Underdog geschlagen geben und sich ebenso vom großen Traum, der perfekten Saison (keine Niederlage), verabschieden. Ein Stachel der bis heute tief sitzt. Doch in diesem Jahr steht das Duell unter anderen Vorzeichen. Die Giants befinden sich auf Augenhöhe mit den Patriots und haben in den Playoffs mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie sich sowohl offensiv als auch defensiv mit jedem Team messen können. Ob New England unter diesen Umständen die Revanche glückt scheint zumindest vorerst fraglich. Dennoch werden Brady und seine Patriots alles daran setzten die Scharte von 2008 auszuwetzen. An Überzeugung fehlt es ihnen dabei nicht, so verkündete Brady vollmundig: “Wir werden rausgehen und ein paar Tritte in den Hintern verteilen.“

von Mattias Jahn

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