Noch ein
Relegationsspiel, dann ist auch diese Bundesliga-Saison wieder
beendet. Einige der wichtigsten Fragen sind allerdings schon jetzt
beantwortet: Dortmund ist Meister, Bayern nur Zweiter und Gladbach
steht überraschend in der CL-Quali. Für Köln und Lautern heißt es
im nächsten Jahr hingegen: „Zeit für Zweitliga-Luft“. Wir
werfen in dieser Woche noch einmal einen Blick zurück auf die
vergangenen 34 Spieltage und küren die Top 3 im Tor, Abwehr,
Mittelfeld, Sturm und auf der Trainerbank.
Gependelte Viererkette, Wechselpass
oder falsche 10 – die taktischen Finessen im Fußball sind nicht
nur kreativ bezeichnet, sondern auch häufig schwer nachzuvollziehen.
Auch als erfahrener Fußballfan durchblickt man die komplexen
Spielzüge im Rasenschach nicht immer. Zum Glück sitzt an der
Seitenlinie zumeist ein Experte auf diesem Gebiet. Ein guter Trainer
durchschaut nicht nur die taktischen Varianten des Gegners, sondern
weiß auch durch eigene zu überraschen. Auch in dieser Saison haben
sich in der Bundesliga ein paar Trainer in der Vordergrund gespielt.
Wir haben unsere Top3 gewählt.
1. Jos Luhukay
Wer vor der Saison auf den Absteiger
Augsburg gewettet hat, dem bot der Buchmacher wohl keine besonders
gute Quote an. Insgeheim war sich jeder sicher, dass es mit diesem Kader postwendend zurück in Liga 2 geht. Und auch zur Halbserie sah sich wohl jeder
in dieser Annahme bestätigt. Nur 3 Siege und bereits 8 Niederlagen
bei einer Tordifferenz von Minus 13. Dazu kaum Spieler mit großen Namen
und besondere Erfahrung im Abstiegskampf, keine guten Voraussetzungen
im Kampf um das rettende Ufer. Doch Jos Luhukay gab der Saison eine
neue Wendung, stellte auf einigen Positionen um und urplötzlich
erblühte das Spiel der Augsburger. Bezeichnend das Spiel gegen den
unangefochtenen Tabellenführer aus Dortmund. Im heimischen Stadion
entnervte man die Truppe aus dem Ruhrpott. Mit gnadenlosem
Defensivspiel trieb man die Dortmunder zur Weißglut und stellte sie
vor eine unlösbare Aufgabe. Gepaart mit einigen Nadelstichen nach
vorne, fand man in ein effektives Spielsystem. Das Unentschieden
gegen Dortmund war nur der Anfang. Auch Schalke, Gladbach, Mainz und
Wolfsburg konnten die Fuggerstädter nicht besiegen. Mit 5 Siegen, 8
Unentschieden und nur 4 Niederlagen spielte Augsburg eine starke
Rückrunde. Die 23 Punkte sicherten ihnen am Ende den 14.
Tabellenplatz und somit den Klassenerhalt. Eine unglaubliche
Leistung, die dem Team von Jos Luhukay wohl nur ganz große
Optimisten zugetraut haben.
2. Lucien Favre
Der ein oder andere mag die Nase
gerümpft haben, als Gladbach in der Rückrunde 2010/11 Lucien Favre
verpflichtete. Schließlich hatte sich der gebürtige Schweizer
lautstark aus Berlin und der Bundesliga verabschiedet. Dabei war er
mit seiner Art mancherorts angeeckt. Doch bei Borussia
Mönchengladbach war davon nichts zu hören, umgehend nahm der
Trainer seiner Arbeit auf und verzeichnete eine fantastische
Aufholjagd. Vom letzten Platz gestartet (mit 16 Punkten), holte Favre
in 12 Spielen 20 Punkte und sicherte somit den Relegationsplatz.
Nachdem sich die Fohlen in den Relegationsspielen gegen Bochum
durchsetzten, lagen ihm Verein und Fans zu Füßen. Niemand hätte
wohl gedacht, dass man diese furiose Schlussphase noch einmal toppen
könnte. Doch Gladbach nahm den Schwung mit in die neue
Bundesliga-Saison und spielte auf einmal oben mit. Mit einem Kader
dem man vor der Saison bestenfalls Platz 8 zugetraut hätte,
katapultierte sich die Borussia zum ernstzunehmenden Titelkandidaten.
Erst zum Ende der Saison ließ der Erfolg nach. Letztendlich sicherte
man sich souverän den 4. Tabellenplatz und darf im nächsten Jahr
international spielen. Den Schlüssel zum Erfolg lieferte Favre mit
einstudierten Spielzügen, brillantem Defensivfußball und
erbarmungslosem Konterspiel. Das Meisterstück glückte dabei wohl
gegen den FC Bayern. Zum Rückrundendstart schoss man die Bayern mit
3:1 aus dem Stadion.
3. Jürgen Klopp
Eine beeindruckende Saison, die der BVB
2011/12 hinlegte. 28 Spiele lang ungeschlagen und einen Rekordwert
von 81 Punkten, damit verewigt sich Dortmund in den Annalen der
Bundesligageschichte. Dabei war der Saisonstart durchwachsen
verlaufen. Am 6. Spieltag stand Platz 11 zu Buche mit 7 Punkten und
bereits 3 Niederlagen. Doch das Blatt wendete sich schon am nächsten
Spieltage. In Mainz siegte die Borussia mit 2:1 und blieb fortan
ungeschlagen. Mit der Titelverteidigung und am Ende sogar dem Double
krönte der BVB eine Saison, in der man die vermeintliche
„Übermannschaft“ aus München dreimal besiegte. Dabei wirkt die
Mannschaft sehr homogen, tritt geschlossen auf und hat einen
taktischen Maßanzug bekommen. Der Schneider dieses ist Jürgen
Klopp, der Dortmund aus der Versenkung der Bundesliganiederungen
zurück an die Tabellenspitze führte. Mit selbstlosem Einsatz und
atemberaubendem Offensivfußball verzücken die Schwarz-Gelben die
Bundesliga und sind derzeit nicht aufzuhalten. Neben der taktischen
Neuausrichtung ist es Kloppo besonders hoch anzurechnen, dass seine
Mannschaft über eine hohe Grundmotivation verfügt. So schlecht das
Spiel auch verläuft, hängende Köpfe oder Aufgabe erlebt man in
Dortmund nie. Die Mannschaft läuft, kämpft, kombiniert und siegt,
angetrieben von einem unbändigen Motivator und Taktiker, Jürgen
Klopp.
von Mattias Jahn
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